Fernandes, Tischlinger, Rothgaenger, Rauhut, 2025
Klassifizierung: Gnathosaurinae
Ernährung: karnivor / piscivor
Bedeutung des Namen: Vom lateinischen „spatha“ für „Spatel“ und „gnath“ für „Kiefer“; „roeperi“ zu Ehren des verstorbenen Martin Röper, langjähriger Direktor des Bürgermeister-Müller-Museums in Solnhofen und Leiter der Ausgrabungen am Standort Brunn seit Anfang der 1990er Jahre.
Innerhalb des Solnhofener Archipels stellt der Fundort Brunn die geologisch älteste Fossilienansammlung dar und wird seit Anfang der 1990er Jahre nach Fossilien gesucht. Im Oberjura war das Gebiet, das heute die südliche Fränkische Alb in Bayern bildet, ein lagunenartiger Archipel, Teil einer größeren Karbonatplattform, die wiederum einen Teil eines flachen epikontinentalen Meeres am Nordrand des Tethys-Ozeans bildete und im Osten durch die Böhmische Masse und im Norden durch die Rheinische Masse begrenzt wurde. Der Fundort Brunn in der Oberpfalz liegt an der nordöstlichen Grenze der Region des Solnhofener Archipels. Er gehört zum Ebenwies-Gruppe der Torleite Formation und ist der älteste bekannte Fundort innerhalb des Solnhofener Archipels im engeren Sinne. Während der Jurazeit vor etwa 155 Millionen Jahren bestand die Region aus einem subtropischen Flachmeerraum mit Schwamm-Mikroben- und Korallenriffkomplexen, zwischen denen in flachen Vertiefungen laminierte Kalksteine abgelagert wurden. Der Fundort Brunn liegt am südlichen Rand einer dieser Senken im Pfraundorf-Heitzenhofen-Becken.
Das Fossil des Spathagnathus wurde bei systematischen Ausgrabungen im Brunn-Steinbruch unter der Leitung von Martin Röper und Monika Rothgaenger gefunden.
Computermodelle von Flugsaurierschädeln zeigen, dass Ctenochasmatiden (trotz schnell schließender Kiefer) über eine sehr geringe Beißkraft verfügten, was mit der Ernährung von kleinen, ausweichenden Beutetieren bzw. der Nahrungsaufnahme durch Filtrieren übereinstimmen würde. Gnathosaurier mit ihren robusteren und weiter auseinander stehenden Zähnen als bei anderen Ctenochasmatiden waren jedoch offenbar Spezialisten und besetzten eine andere ökologische Nische als traditionelle Filtrierer (deren Zähne für maximale Effizienz eng beieinander stehen müssen) oder machten zumindest Jagd auf größere Beute, da zum Durchdringen harter Nahrungsstücke – möglicherweise Krebstiere oder andere kleine Meeresorganismen – ein geringerer Kontakt zwischen Zahn und Nahrungsstück erforderlich ist.
Obwohl die seitlich stärker verbreiterten Spatel der Gnathosaurier auch auf Wasserernährung hinweisen könnten (und möglicherweise eine Anpassung an die Bewegung größerer Wassermengen darstellen), weist die Robustheit ihrer Zähne auf eine größere Durchstoßkraft hin als bei den feiner gezahnten Ctenochasmatiden, deren feinere Bezahnung besser für kleinere Nahrungspartikel wie Plankton geeignet wäre. Der Zahnabstand bei Gnathosauriern weist auch auf einen weniger effektiven Zahn-Zahn-Verschluss hin (trotz nur eines einzigen bekannten Beispiels eines Zahn-Zahn-Verschlusses bei allen Ctenochasmatiden, nämlich bei Forfexopterus jeholensis. Die abgenutzten Apikalspitzen von Spathagnathus entstanden daher höchstwahrscheinlich durch den Kontakt zwischen Zahn und Nahrung während des Beutefangs, da sie glatt und nahezu senkrecht zur Längsachse abgenutzt wurden, was auch auf härtere Beute schließen lässt
Um die Verwandtschaftsverhältnisse des Spathagnathus innerhalb der Pterosauria zu untersuchen, wurde eine phylogenetische Analyse durchgeführt. Spathagnathus roeperi wurde als Schwestertaxon von Tacuadactylus luciae identifiziert, eine Verwandtschaft, die durch die geäderte Zahnschmelzstrukturgestützt wird.
Spannweite: 1,5 m
Gewicht: 2 kg
Holotyp: SNSB-BSPG 1993 XVIII 1006
Fundort: Torleite Formation, Pfraundorf-Heitzenhofener Becken, Subeumela Zone, Brunn, Bayern, Deutschland

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Weitere Informationen
A new species and the earliest occurrence of the Gnathosaurinae (Pterosauria) from the Late Kimmeridgian of Brunn, Germany/ Alexandra E. Fernandes, Helmut Tischlinger, Monika Rothgaenger, Oliver W. M. Rauhut, 2025 / PalZ (2025) /
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Die Plattenkalk-Lagerstätten von Solnhofen unter besonderer Berücksichtigung der Oberkimmeridge-Vorkommen bei Brunn/Oberpfalz/ Martin Röper, 1997 / Acta Albertina Ratisbonensia, Band 50, Nummer 2, Seiten 201-215
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Bildlizenzen
Größenvergleich / © Dinodata.de:
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