FAMILIENLISTE / Stegosauria
Marsh, 1877
Ornithischia Thyreophora Stegosauria
Die Stegosauria (Plattenechsen) waren eine Familie pflanzenfressender Dinosaurier, deren besonderes Kennzeichen eine Reihe von Platten und Stacheln auf den Rücken sowie auf dem Schwanz waren. Mitglieder dieser Dinosaurierfamilie, die sich ausschließlich quadruped fortbewegten, waren unter anderem Stegosaurus, Kentrosaurus und Tuojiangosaurus. Fossile Reste von Stegosauriern stammen aus dem Jura und der frühen Kreidezeit und wurden in Nordamerika, Asien, Afrika sowie in Europa entdeckt. Obwohl sie ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems im späten Jura waren, starben die Stegosaurier in der frühen Kreidezeit aus und besaßen auch keine weiteren Nachkommen.
Der Körperbau der Stegosaurier war für eine für eine schnelle Fortbewegung ungeeignet. Statt vor Freßfeinden zu fliehen benutzen sie wahrscheinlich ihre mit langen spitzen Stacheln besetzen Schwänze als Keulen, um sich zu verteidigen. Die Schwänze von Stegosaurus oder Kentrosaurus waren eine gefährliche Waffe, die auch bei großen Theropoden schmerzhafte Verletzungen verursachen konnten. Je nach Art der Schwanzschwünge waren war es den Stegosauriern so möglich, die Haut ihrer Angreifer aufzuschlitzen, Weichgewebe zu durchdringen sowie Rippen und Knochen zu brechen.
Die Anatomie dieser Dinosaurier war hoch spezialisiert. Die Zehen endeten in breiten Hufen, die Vorderbeine waren kürzer als die Hinterbeine, daher gingen die Stegosaurier nach vorn gebeugt, der Kopf war so stets niedrig positioniert. Ihre Nahrung bestand wahrscheinlich aus Pflanzen und Sträuchern in Bodennähe. Man nimmt allgemein an, dass sich die Stegosaurier nur langsam fortbewegen konnten. Der Schwanz war lang, er wurde von den Tieren vermutlich waagerecht gehalten. An dessen Ende befanden sich lange Stacheln, die entgegen den Rückenplatten fest mit den Knochen verbunden waren. Diese langen Dornen ermöglichten es den Stegosaurier, sich wirkungsvoll gegen ihre Fressfeinde zu verteidigen.
Die in einer Doppelreihe entlang des Rückens und Schwanzes angeordneten Knochenplatten unterschieden sich in ihrer Form und waren so ein Unterscheidungsmerkmal der einzelnen Gattungen. Bei einigen Arten waren diese Platten groß und blattförmig oder kegelförmig beziehungsweise spitz zulaufend. Diese Knochenplatten saßen in der Haut und waren nicht mit dem Skelett verbunden. Die exakte Anordnung der Platten ist nicht genau bekannt, vermutlich waren sie auf der Rückenwirbelsäule hoch aufgerichtet. Ob die Anordnung jedoch parallel oder versetzt war, ist ebenso wie ihre Funktion, bei den Forschern immer noch umstritten. Zur Regulierung der Körperwärme waren die Platte eher ungeeignet, da sie auch bei den verschiedenen Arten unterschiedlich groß waren.
Eventuell waren sie ein Merkmal des Sexualdimorphismus und dienten somit der Zurschaustellung. Letzteres wird von den Forschern als die denkbarste Funktion der Platten angesehen. Diese Annahme stützt auch eine Untersuchung der fossilen Knochenplatten durch Evan Thomas Saitta von der University of Bristol aus dem Jahr 2015. Saitta untersuchte 40 Knochenplatten der Art Hesperosaurus mjosi und vermutete, dass die männlichen Tiere breitere und größere Knochenplatten besaßen, um die Artgenossinnen damit zu beeindrucken. Saitta fand heraus, dass es zwei unterschiedliche Arten von Platten gab: große und breite sowie eine länglichere Form. Die Fläche der breiten Form war etwa 45 Prozent größer als die länglichen. Ein einzelner Dinosaurier trug immer nur eine dieser Art von Knochenplatten auf seinem Rückgrat, eine gemischte Variante gab es nicht. Die Platten veränderten sich auch nicht mit zunehmendem Alter der Tiere. Daher bleibt nach Ansicht von Saitta Sexualdimorphismus die wahrscheinlichste Ursache für die unterschiedlichen Formen der Knochenplatten. Da in der heutigen Tierwelt oft die Männchen einer Art mehr Ornamentierung besitzen, stammen die größeren und breiteren Platten vermutlich von den männlichen Individuen der Stegosaurier.
Der Schädel der Stegosaurier war recht klein. Im Kiefer befanden sich dreieckig geformte, kleine und einfach strukturierte Zähne. Die Zahnreihen waren im Kiefer nach innen versetzt, wahrscheinlich hatten die Tiere Wangen. Sie konnten ihre Nahrung aufgrund der nicht vorhandenen Kauflächen nur schlecht zerkleinern. Der Muskelfortsatz am Unterkieferast war schwach ausgebildet, das kann darauf hindeuten, das diese Pflanzenfresser eine eher schwache Kaumuskulatur besaßen. Das Gehirn war länglich geformt, was auf eine gute Riechfähigkeit hindeutet. Von Stegosauriern sind bisher nur wenige Fossilien entdeckt worden, daher haben die Forscher kaum Anhaltspunkte, die Rückschlüsse auf ihr Sozialverhalten zulassen. Lediglich von Kentrosaurus wurden an einem Ort Fossilien von mehreren Tieren entdeckt, dies kann ein Hinweis auf eine Herdenbildung sein.
Thyreophora
Stegosauria
. Baiyinosaurus
. Chungkingosaurus
. Gigantspinosaurus
. Isaberrysaura
. Paranthodon
. Yanbeilong
-Stegosaurinae
-. Hesperosaurus
-. Yingshanosaurus
--Stegosauridae
--. Alcovasaurus
--. Amargastegos
--. Chialingosaurus
--. Jiangjunosaurus
--. Kentrosaurus
--. Loricatosaurus
--. Miragaia
--. Mongolostegus
--. Monkonosaurus
--. Stegosaurus (Typ)
--. Tuojiangosaurus
--. Wuerhosaurus
---Dacentrurinae
---. Adratiklit
---. Dacentrurus
---. Thyreosaurus
----Huayangosauridae
----. Huayangosaurus
Weitere Informationen
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The Royal Society, Volume 11, Issue 3; DOI: 10.1098/rsbl.2014.0984 /PDF
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The systematic position of the enigmatic thyreophoran dinosaur Paranthodon africanus, and the use of basal exemplifiers in phylogenetic analysis / Thomas J. Raven, Susannah C. R. Maidment, 2018 / PeerJ 6:e4529 https://doi.org/10.7717/peerj.4529 /PDF
Two new stegosaur specimens from the Upper Jurassic Morrison Formation of Montana, USA/ D. Cary Woodruff, David Trexler, Susannah C.R. Maidment, 2019 / Acta Palaeontologica Polonica 64 (3), 2019: 461-480 doi:https://doi.org/10.4202/app.00585.2018 /PDF
Wear patterns and dental functioning in an Early Cretaceous stegosaur from Yakutia, Eastern Russia / Pavel P. Skutschas, Vera A. Gvozdkova, Alexander O. Averianov, Alexey V. Lopatin, Thomas Martin, Rico Schellhorn, Petr N. Kolosov, Valentina D. Markova, Veniamin V. Kolchanov, Dmitry V. Grigoriev, Ivan T. Kuzmin, 2021 / PLoS ONE 16(3): e0248163. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0248163PDF
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Bildlizenzen
Skelett & Schädel des Kentrosaurus © Uwe Jelting:
Creative Commons 4.0 International (CC BY 4.0)
Skelett des Stegosaurus © Kabacchi:
Creative Commons 2.0 Generic (CC BY 2.0)
Hypotetische Silhouetten des Stegosaurus // E. T. Saitta:
Creative Commons 4.0 International (CC BY 4.0)
Sexualdimorphismus der Rückenplatten // E. T. Saitta:
Creative Commons 4.0 International (CC BY 4.0)
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Grafiken und Illustrationen von Alain Beneteau
Grafiken und Fotos von Uwe Jelting
Grafiken und Illustrationen von James Kuether
Grafiken und Illustrationen von Raul Lunia